Donnerstag, 12. Dezember 2013: Wolkenkratzer-Party und Moschee-Stranden…

Ich habe gestern aus meinen Reiseführer herausgeschrieben, WAS ich mir in den verbleibenden knapp 2 Tagen noch anschauen will. In dieser Stadt. Ich halte es für eine gute Idee, die weiter entfernt liegenden Ziele mit der Metro Red Line bis zur Rushhour abzufahren, denn gegen Abend wird es in den schicken vollautomatischen Metrowagons so richtig kuschelig eng. Ich fahre also raus mit der Red Line bis zur Station First Gulf Bank und nehme mir ein Taxi bis zum ehemaligen Nummer 1 – Vorzeigebauwerk von Dubai – dem Burj al Arab. Das 1999 eröffnete Hotel der Superlative machte Dubai erst so richtig berühmt. Der „arabische Turm“ wurde auf einer künstlichen Insel 300 m vor dem Strand ins Meer gesetzt, ist 321 m hoch und kostete die Kleinigkeit von 1.2 Mrd. US-Dollar. Man kommt da auch nicht einfach so rein oder auch nur in greifbare Nähe, es sei denn man hat eine Reservierung für eines der sündhaft teuren Restaurants, wenn man schon nicht drin wohnt. Die Reservierung habe ich jetzt vergessen. Dafür smalltalke ich ein wenig mit George, dem kenianischen SecurityMan, der mir freundlich lächelnd bestätigt: „Du kummst da net rein.“ Aber natürlich ist es in Deutschland gerade sehr viel kälter und ich komme hier nur wegen der Sonne her. ;) Nebenan ist ein gigantisches Spaßbad hinter einer Zyklopenmauer, was wohl eine arabische Festung sein soll, versteckt.

Blöd. Jetzt habe ich keine Badehose mit. Mich hätte die neueste Kollektion von Burka-Badeanzügen sehr interessiert. Vermutlich sind da aber sowieso nur Russen drin. Ich ziehe weiter zum benachbarten, etwas weniger imposanten Gigantohotel namens Jumeirah. Da will ich nicht rein, aber ich checke in einem der dort wartenden Taxis ein, das mich zur letzten Metrostation zurückbringt. Von da geht es weiter bis zur Dubai Marina Station. In der gleichnamigen  sich teilweise noch im Bau befindlichen maritimen Wolkenkratzergegend möchte ich mir anschauen, was aktuell mit Beton, Glas, Stahl, genügend Geld und einer gehörigen Portion Größenwahnsinn so bautechnisch geht. Sicher ein Traum für alle Architekturabsolventen der Weimarer Bauhaus-Universität. Oder auch nicht. Um einen 4 km langen künstlichen Kanal gruppieren sich etwa 200 Riesenhochhäuser und ein Yachthafen nebst Uferpromenade. Star dieser Ansammlung von ungewöhnlichen Hochhäusern ist das www.pentominium.com. Wenn es fertig ist, dann ist es mit 516 m das höchste Wohnhaus der Welt. Sicher auch eines der teuersten. Dann bleibt nur zu wünschen, dass hier niemals ein Tsunami oder ein Orkan vorbeikommt. Aber vermutlich wurde auch dies berücksichtigt.
An der Uferpromenade kehre ich in einem schicken iranischen Restaurant mit Wahnsinnsblick über den Yachthafen auf eine Gruppe von utopisch anmutenden Wolkenkratzern ein. Die zeige ich Yoda. Er sagt nur: „Es gut nicht ist, wenn kopieren tut deine Spezies die Architektur von Planetenwelt des Imperiums.“ Da hat er vollkommen Recht. Wenn hier erst mal eine Legion Klonkrieger landet und das galaktische Copyright ausdiskutieren will…

Ich überlege noch, ob ich hier auf einer nachgebauten Dhau eine Stunde um die fertigen und nicht fertigen Wolkenkratzer schippere, denke aber, dass ich das lieber in Sindbads Heimatstadt im Oman lieber tun würde. Das ist authentischer und vielleicht auch nicht ganz so touristisch. Next stop - die Jumeirah Moschee. Die soll an der Red Line Station World Trade Center liegen. Ein Blick zum Himmel nach dem Ausstieg – alles Flugzeug-frei. Nur finde ich die Moschee nicht. Ich halte 3 Taxifahrer an, alle schütteln mit dem Kopf. Fahren sie da keinen  Ungläubigen hin? Zwei Hotel-Anfahrt-Dompteure wissen es auch nicht. Irgendwann in den Häuserschluchten hält ein ziviles kleines Auto mit einem älteren Inder. Er würde mich da hinfahren.

Er wäre schon seit 40 Jahren hier. Seit damals, wo alles noch Wüste war. Momentan hat er keinen Job, weil es “Missverständnisse“ gab, als er noch „Transport Manager“ war. Jetzt kämpft er ums Überleben. Aha. Ich soll ihm beim Kampf um sein tägliches Dasein helfen. Damit er den morgigen Tag erlebt. Interessantes Geschäftsmodell. Und so glaubhaft.
Er dreht zwei Runden im nächsten Kreisverkehr und sagt, dass die Zabeel-Moschee in der Nähe viel besser sei. Er fährt mich dann auch noch zur Jumeirah Moschee, wenn ich ein paar Bilder gemacht habe. Das sieht wieder wie eine aufgeschwatzte Abhak-Knips-Tour ohne Taxi-Lizenz aus. Ich steige aus und gebe ihm ein zwei Euromünzen, da er meinen 100-Dirham-Schein nicht wechseln kann. Ich gehe über Marmorfußboden zum Eingang der Moschee. Ich und Moscheen… wann immer ich eine betreten will ist gerade Gebet angesagt. Ich komme nicht rein. Das ging mir letztens in New Delhi, in Casablanca und in Djenne (Mali) schon so. Ich höre hier auch zum ersten Mal einen Muezzin rufen. Mein Hotel scheint schalldicht zu sein. Unweigerlich muss ich an Jean Dujardin und eine Szene in OSS117 in Kairo denken. Nein, würde ich nie nachmachen. ;)

Allerdings habe ich jetzt ein Problem: der riesige Parkplatz füllt sich zwar kontinuierlich mit Gläubigen, aber weit und breit kein Taxi zu sehen. Dann entdecke ich eins, aber der Fahrer putzt lieber sein Auto und mag mich nicht fahren. Vermutlich wartet er auf jemand. Ich stelle mich an den Straßenrand. Auch nach 15 min kommt kein Taxi. Die Moschee ist ein wenig abgelegen. Nebenan soll der ehemalige eingeschossige Palast der Herrscher von Dubai stehen, wenn ich dem Inder von vorhin Glauben schenken kann. Ich gehöre gerade zu den Fußkranken, meine Füße schmerzen noch von gestern, jetzt kommt auch noch ein stechender Schmerz im Fußgelenk hinzu. Endlich kann ich wenigstens mal authentisch humpeln. Irgendwann kommt ein Kreisverkehr und ich biege in eine Straße ab, die laut meinem Navi in der richtigen Himmelsrichtung liegt. Leider ist das eine für den überwiegenden Verkehr gesperrte Straße und nur für Locals erlaubt. Hier wird demnach auch kein öffentlicher Bus des Wegs kommen. Merde.

In einer Haltebucht mit absoluten Halteverbotszeichen bleibe ich trotzig stehen. Irgendwann hält ein Kleinbus, eine Art arabisches Buschtaxi, nur sehr viel besser in Schuss als die Seelenverkäufer in Westafrika. Es ist leer. Der Fahrer steigt aus. Er muss beten, kommt in 5 Minuten zurück. Sprachs und lief auf die nahe Wiese, rollte seinen MobilTeppich aus und betet gen Mekka. Ich drehe mich diskret zur Straße und warte. Als er wieder einsteigen will, überrede ich ihn, mich doch wenigstens bis zur nächsten Bus- oder Metrostation mitzunehmen. Er denkt kurz nach, lächelt und öffnet mir die Tür. Etwa 5 km weiter lässt er mich an einer öffentlichen Bushaltestelle raus, möchte auch nichts dafür. Ich bedanke mich in 3 Sprachen und warte auf den nächsten Bus. Alle 5 Linien kommen irgendwann an einer Metrostation vorbei, das kann ich locker aussitzen. Eigentlich bin ich ziemlich fertig, steige aber an der Al Ghubaiba Station aus, um mich noch einmal an den Creek zu begeben, da wo die Wassertaxis, die Abras ankern. Das ist ein lauschiges Plätzchen, sehr entspannend nach einem Tag in der Metro, in Taxis und zwischen Betonmonsterwolkenkratzern. Im Oman werde ich mich entspannen. Habe ja dann ein eigenes Gefährt. Zurück im Hotel betrachte ich den Schaden an meinen Füßen – ich denke ich werde das überleben. Morgen 12 Uhr Checkout. Flug gegen 2220 nach Muskat, Oman.


Ex-Wahrzeichen von Dubai







Marina von Dubai - ein (Alp)Traum in Chrom, Glas, Stahl und Beton





Angezogenes und halbnacktes Dubai







Der war echt. Und laut. Sang fehlerfrei.











Mein "Retter" beim Beten...

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