Kleine Umgewöhnung: das Frühstück in diesem Hotel besteht
aus einem Buffet mit einem Topf belegter vegetarischer Toastecken, Toast mit
einer Konfitüre-Sorte und Kaffee oder Tee. Hier im kitschigen Frühstücksraum
sitzt schon ein Gast, ein Inder und schmatzt nervzerweichend seine Toastecken.
Aber alles ok. Nein. Doch nicht. Ich bemerke, dass ich letzte Nacht
höchstwahrscheinlich mein neu erstandenes Auto-Ladekabel für mein Netbook am
Hertz-Autovermietungs-Flughafenschalter liegen lassen habe. Damned! Ich
beschließe da vorbeizufahren, zumal telefonisch auch gerade niemand hört.
Natürlich sitzt jetzt jemand anders am Schalter. Er durchsucht alle Schränke,
findet nichts. Er will aber seinen Kollegen von der Nachtschicht Bescheid
sagen. Ärgerlich, aber wohl meine Schuld. Ich fahre Richtung Norden die
Küstenstraße weiter. Hier gibt es ein großes Shopping-Centre, das neben den
üblichen Edelboutiquen auch einen großen Carrefour-Supermarkt beherbergt.
Ich
habe mich entschlossen, mir ein einfaches Zelt, eine Luftmatratze + Luftpumpe
und eine Decke zu kaufen. Auf die Idee hat mich jemand gebracht, der hier vor
einigen Monden ebenso unterwegs war. Ich habe so an 3-4 Übernachtungen am Rande
von Oasen gedacht, der Rest in Hotels. Das Outdoor-Equipment bekomme ich
zusammen für ca. 19 OMR, also ca. 38 EUR. 25 Liter Mineralwasser und ein wenig
Proviant landen ebenfalls im tiefgroßen Kofferraum.
Noch habe ich keinen festen Reiseplan, werde ich bestimmt
auch nicht haben. Ich fahre zunächst nach Seeb und Barka. Beides kleine
Küstenorte, aber nichts Besonderes. Irgendwann lese ich dann im Reiseführer von
Nakhl, das mehr im Landesinneren liegt, aber nicht sonderlich weit von der
Küstenstraße entfernt. Hier soll es eine sehr gut erhaltene große Festung und
warme Quellen vor grandioser Felskulisse geben. Als ich ankomme, ist es schon
dunkel. Ich sehe nirgends ein Hotel, weder im Reiseführer noch im TripAdvisor
gibt es irgendeinen Hinweis auf eine Übernachtungsmöglichkeit.
Das sieht mir sehr nach einem ersten Anwendungsfall der
neuen Outdoor-Minimal-Ausrüstung aus. Ich fahre zunächst zu den heißen Quellen,
die am arabischen Wochenende sehr gut frequentiert sind: Frauen waschen im
warmen Wasser des Flusses, der aus den Quellen gespeist wird, ihre Wäsche und
auch Kochtöpfe. Weiter hinten ist direkt an der Quelle ein eingefasstes Becken,
wo die arabischen Herren der Schöpfung bequem drin badend herumlümmeln oder
sich aktiv waschen. Im Flussbett weiter unten sehe ich zwei Frauen in voller
Burkamontur im Wasser sitzend. Spezielle Badeanzüge sind somit wohl
überflüssig.
Mir gefällt die Szenerie im Vollmondschein. Sie hat etwas
Film-artiges, Surreales, wie aus den oft zitierten Märchen der Scheherazade.
Allerdings weiß ich jetzt immer noch nicht, wo ich übernachten könnte. Ich
fahre langsam durch den alten Teil von Nakhl bzw. dem dörflichen Gebiet, das an
den Quellen liegt. Alles sieht im Licht der Scheinwerfer wie aus 1001er Nacht
aus: graubärtige Alte laufen bedächtig spazierend die engen Straßen entlang, grüßen
sich respektvoll, unterhalten sich hier und da. Ab und an huscht eine Burka-Gestalt
über die Straße, kleine Jungs treiben Ziegen nachhause und überall diese
Dattelpalmen, die am Weg stehen und bewässert werden.
Irgendwann bin ich aus Nakhl raus, fahre die Hauptstraße
in Richtung Rustaq. Rechts bemerke ich einen Abzweig in ein Dorf, wenig später
geht links ein unbefestigter Weg ab. Den fahre ich vorsichtig entlang. Nach
einer kleinen Anhöhe geht es in eine Art Ebene, die durch Steinhaufen begrenzt
wird. Das erscheint mir ein guter Platz das Zelt auszuprobieren. Ein Wadi kann
das hier nicht sein, von der Straße aus ist das Gelände auch nicht einsehbar.
Ich schaue mich noch ein wenig mit meiner 600 Lumen-Taschenlampe um, lasse sie
aber immer nur kurz aufblitzen, um mir das Gelände und die Nachbarschaft
anzuschauen. Ich möchte möglichst unentdeckt bleiben. Das Zelt ist schnell
aufgebaut, die Luftmatratze nach ein paar Anlaufschwierigkeiten mit der
gekauften Luftpumpe aufgeblasen.
Die Heringe bekomme ich nicht in den fest
verdichteten Stein-Lehmfußboden gerammt. Da es aber ein sternklare
Vollmondnacht ist, kein Lüftchen weht, wird das auch ohne Heringe gehen. Im
Auto lese ich noch ein wenig, höre Musik und beziehe gegen 22 Uhr mein neues
mobiles chinesisch-französisches Obdach.
Leider hört man noch die Fahrgeräusche der etwa 700 m
entfernten Hauptstraße. Nachts dann auch mal kurz Musik von haltenden Autos
oder Stimmen. Das ist aber alles weit entfernt. Irgendwann kann ich sogar ein-
und bis etwa 8 Uhr durchschlafen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen