Samstag, 14. Dezember 2013: Mein erstes Wadi-Fundstück und wie ich die Nacht in der Steinwüste verbrachte

Kleine Umgewöhnung: das Frühstück in diesem Hotel besteht aus einem Buffet mit einem Topf belegter vegetarischer Toastecken, Toast mit einer Konfitüre-Sorte und Kaffee oder Tee. Hier im kitschigen Frühstücksraum sitzt schon ein Gast, ein Inder und schmatzt nervzerweichend seine Toastecken. Aber alles ok. Nein. Doch nicht. Ich bemerke, dass ich letzte Nacht höchstwahrscheinlich mein neu erstandenes Auto-Ladekabel für mein Netbook am Hertz-Autovermietungs-Flughafenschalter liegen lassen habe. Damned! Ich beschließe da vorbeizufahren, zumal telefonisch auch gerade niemand hört. Natürlich sitzt jetzt jemand anders am Schalter. Er durchsucht alle Schränke, findet nichts. Er will aber seinen Kollegen von der Nachtschicht Bescheid sagen. Ärgerlich, aber wohl meine Schuld. Ich fahre Richtung Norden die Küstenstraße weiter. Hier gibt es ein großes Shopping-Centre, das neben den üblichen Edelboutiquen auch einen großen Carrefour-Supermarkt beherbergt. 

Ich habe mich entschlossen, mir ein einfaches Zelt, eine Luftmatratze + Luftpumpe und eine Decke zu kaufen. Auf die Idee hat mich jemand gebracht, der hier vor einigen Monden ebenso unterwegs war. Ich habe so an 3-4 Übernachtungen am Rande von Oasen gedacht, der Rest in Hotels. Das Outdoor-Equipment bekomme ich zusammen für ca. 19 OMR, also ca. 38 EUR. 25 Liter Mineralwasser und ein wenig Proviant landen ebenfalls im tiefgroßen Kofferraum.
Noch habe ich keinen festen Reiseplan, werde ich bestimmt auch nicht haben. Ich fahre zunächst nach Seeb und Barka. Beides kleine Küstenorte, aber nichts Besonderes. Irgendwann lese ich dann im Reiseführer von Nakhl, das mehr im Landesinneren liegt, aber nicht sonderlich weit von der Küstenstraße entfernt. Hier soll es eine sehr gut erhaltene große Festung und warme Quellen vor grandioser Felskulisse geben. Als ich ankomme, ist es schon dunkel. Ich sehe nirgends ein Hotel, weder im Reiseführer noch im TripAdvisor gibt es irgendeinen Hinweis auf eine Übernachtungsmöglichkeit.

Das sieht mir sehr nach einem ersten Anwendungsfall der neuen Outdoor-Minimal-Ausrüstung aus. Ich fahre zunächst zu den heißen Quellen, die am arabischen Wochenende sehr gut frequentiert sind: Frauen waschen im warmen Wasser des Flusses, der aus den Quellen gespeist wird, ihre Wäsche und auch Kochtöpfe. Weiter hinten ist direkt an der Quelle ein eingefasstes Becken, wo die arabischen Herren der Schöpfung bequem drin badend herumlümmeln oder sich aktiv waschen. Im Flussbett weiter unten sehe ich zwei Frauen in voller Burkamontur im Wasser sitzend. Spezielle Badeanzüge sind somit wohl überflüssig.

Mir gefällt die Szenerie im Vollmondschein. Sie hat etwas Film-artiges, Surreales, wie aus den oft zitierten Märchen der Scheherazade. Allerdings weiß ich jetzt immer noch nicht, wo ich übernachten könnte. Ich fahre langsam durch den alten Teil von Nakhl bzw. dem dörflichen Gebiet, das an den Quellen liegt. Alles sieht im Licht der Scheinwerfer wie aus 1001er Nacht aus: graubärtige Alte laufen bedächtig spazierend die engen Straßen entlang, grüßen sich respektvoll, unterhalten sich hier und da. Ab und an huscht eine Burka-Gestalt über die Straße, kleine Jungs treiben Ziegen nachhause und überall diese Dattelpalmen, die am Weg stehen und bewässert werden.

Irgendwann bin ich aus Nakhl raus, fahre die Hauptstraße in Richtung Rustaq. Rechts bemerke ich einen Abzweig in ein Dorf, wenig später geht links ein unbefestigter Weg ab. Den fahre ich vorsichtig entlang. Nach einer kleinen Anhöhe geht es in eine Art Ebene, die durch Steinhaufen begrenzt wird. Das erscheint mir ein guter Platz das Zelt auszuprobieren. Ein Wadi kann das hier nicht sein, von der Straße aus ist das Gelände auch nicht einsehbar. Ich schaue mich noch ein wenig mit meiner 600 Lumen-Taschenlampe um, lasse sie aber immer nur kurz aufblitzen, um mir das Gelände und die Nachbarschaft anzuschauen. Ich möchte möglichst unentdeckt bleiben. Das Zelt ist schnell aufgebaut, die Luftmatratze nach ein paar Anlaufschwierigkeiten mit der gekauften Luftpumpe aufgeblasen. 

Die Heringe bekomme ich nicht in den fest verdichteten Stein-Lehmfußboden gerammt. Da es aber ein sternklare Vollmondnacht ist, kein Lüftchen weht, wird das auch ohne Heringe gehen. Im Auto lese ich noch ein wenig, höre Musik und beziehe gegen 22 Uhr mein neues mobiles chinesisch-französisches Obdach.

Leider hört man noch die Fahrgeräusche der etwa 700 m entfernten Hauptstraße. Nachts dann auch mal kurz Musik von haltenden Autos oder Stimmen. Das ist aber alles weit entfernt. Irgendwann kann ich sogar ein- und bis etwa 8 Uhr durchschlafen. 


Der Outdoor-Einkauf


Nachts im Wadi bei Nakhl


Meine erste wilde Übernachtung im Oman



Frühstück im Wadi bei Nakhl


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